Nun, erstmal muss man richtigstellen. Die Aktion Ferienspiel in Markdorf hat es nicht 50 mal gegeben, sondern anfangs wohl zweimal (1974 und 1976) und dann aber ab den Achziger Jahre so gutr wie jährlich. Sie war beim ersten Mal die Eröffnungsaktion des Spielplatzes Breslauer Straße.
Erstmal wurde ein Spielplatz gebaut
Vor 50 Jahren wurde in Markdorf ein klein wenig Geschichte geschrieben. Aber alles nach der Reihe. Es begann drei Jahre zuvor, als das Leitungsteam der damals grossen Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) sich daran machte einen Spielplatz zu bauen. Zusammen mit der Jungen Union und anderen Helfern wurde innerhalb von zwei Jahren der Spielplatz an der Breslauer Straße in insgesamt 3500 Stunden freiwilliger Arbeit ausgebaut. In dieser Zeit beschäftigten wir uns mit Kinderfeindlichkeit, Spielflächen und dem Thema Spiel insbesondere. Angeregt durch neue Veröffentlichtungen über die erste grosse Spielaktion der Stadt Frankfurt auf der Messe Frankfurt 1972 und der Gründung von Spielbussen in München reifte der Plan auch in Markdorf so etwas auf die Beine zu stellen.
Erste Ferienspiele neun Tage lang mit rund 2.400 Kindern
Das Leitungsteam der KJG war eine besonders kreative und engagierte Gruppe und so wurde von 16. bis 24. August 1974 die ersten Aktion Ferienspiele aus der Taufe gehoben. Mit einem Kleinbus karrten wir die Kinder jeden Mittag zur Breslauer Straße, wo täglich bis zu 300 Kinder spielten, bauten und Spektakel machten. In einem 20-Meter Rundzelt boten wir sogenannte Interessenskreise, es fanden Spielrunden und auch wilde Spiele statt. Schließlich waren wir inspiriert aus den Großstädten. Innerhalb von wenigen Tagen wurde ein Pritchenwagen von den Kindern zertrümmert. Aber auch Theaterspiele, Modenschauen, Lieder singen, Tanzen und vieles mehr fanden statt. Die Kinder wurden von uns nicht in Betreuungsgruppen eingeteilt, sie suchten sich ihre Beschäftigung unter dem Angebot. Essen und Trinken brachten sie von Zuhause mit. Um die Finanzierung für das Spektakel zu sichern wurden einige hundert Buttons mit dem Logo von Norbert Beck verkauft. Einige Wochen zuvor fand ein 24-Stunden-Lauf am Stadtweiher statt, es wurden Materialien in der Bevölkerung gesammelt, Stände auf dem Wochenmarkt betrieben und in einem Malwettbewerb konnten die Markdorfer Kinder ihren Traumspielplatz beschreiben. Die Kinderzeitung Runkelrübe wurde gestartet und das KJG Magazin DABEI mit einer 60-Seitigen Sonderausgabe zum Thema Kinder herausgegeben.
Wir hatten in diesen Jahren ungeheuer viel Zeit dafür investiert. Nach zwei Sommerlagern zum Schluss der Ferien Kraftaktion Ferienspiele, die dann einige Jahre später sporadisch in der KJG wiederholt wurde.
Ab den Achziger Jahre Ferienspiele im Stadtpark am Weiher
Einige Jahre später hat die KJG die Ferienspiele in den Stadtpark verlegt und es wurde offizielles Ferienprogramm, dann auch bald in Zusammenarbeit mit den nun angestellten Jugendreferentinnen in der Stadtverwaltung. Ab 1994 hat der damals neue Jugendreferent Wolfgang Butschan das dann mehr an das Jugendreferat gebunden und die KJG wurde nach und nach kleiner und leider dann auch ohne Aktivitäten.
Der Südkurier Markdorf zu diesem Thema
https://www.suedkurier.de/region/bodenseekreis/markdorf/mit-einem-spielplatz-fing-alles-an;art372484,12165481
Der Abend in Ulrich5 fand statt mit über 40 ehemaligen und aktuellen Teammitglieder der Ferienspiele. Hier der Bericht des Südkurier vom 09.09.2024.
Südkurier Markdorf Ende August 1974
Damals gab es noch keine Ferienprogramme für die Daheimgebliebenen, keine organisierten Ausflüge der Gemeindeverwaltungen und erst recht keine kreativen Spielaktonen. Die Ferien der früheren Jahrzehnte waren vor allem Ferienlager, Zeltlager. Vor allem die Kirchen, aber auch Sportvereine, Jugendrotkreuz und und und luden zu Ferienlagern ein.
Dass man etwas für die "Daheimgebliebenen" machte, das setzte sich erst ab den frühen Siebziger durch. Erst in den Großstädten, dann auch auf dem Lande. Zwei Jahre nach Markdorf, also im Sommer 1976 wurde übrigens in Friedrichshafen das erste Ferienprogramm herausgegeben und die Aktion Ferienspiele in Oberraderrach gestartet (später in Weilermühle).